Mittelbayerische Zeitung
Die Mittelbayerische Zeitung markiert den Beginn des Wiederaufbaus der demokratischen Presselandschaft in Regensburg. Hier - wie im Rest Bayerns - hatten die amerikanischen Besatzungsbehörden mit Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst die Herausgabe von Zeitungen untersagt; an die Stelle der alten (NS-)Zeitungen trat dann die von den Amerikanern selbst herausgegebene "Regensburger Post" als in Straubing gedrucktes deutschsprachiges Mitteilungsblatt.
Regensburg war von den Behörden von Anfang an als Standort einer zentralen Regionalzeitung für die Oberpfalz und Teile Niederbayerns vorgesehen gewesen; unter den 93 Bewerbern für die fünfte Zeitungslizenz wählte man den Regensburger SPD-Funktionär Karl Friedrich Esser (1880-1961) aus. Dieser kam ursprünglich aus der bayerischen Rheinpfalz. 1909 wurde der gelernte Finanzbeamte zum Administrator der Gräflich von Dörnberg’schen Waisenfonds-Stiftung in Regensburg bestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg schloss sich Esser der Sozialdemokratie an; 1919 trat er dem Regensburger Ortsverein der SPD bei. 1923 wurde er Ortsvorsitzender der Partei, für die er von 1924-1933 (sowie von 1945-1949) als Fraktionsvorsitzender einen Sitz im Stadtrat hatte.
Während der nationalsozialistischen Diktatur befand sich Esser, der als Bezirksvorsitzender des SPD-Bezirks Oberpfalz-Niederbayern (ab 1922) und Gründungsmitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold zu den prominenten Sozialdemokraten Bayerns gehörte, mehrfach in "Schutzhaft", unter anderem im Konzentrationslager Dachau. Die Erteilung der Lizenz an ihn ist als deutliches Bekenntnis der amerikanischen Behörden zu Demokratie und Sozialdemokratie zu werten, da ansonsten Lizenzvergaben an Einzelpersonen unüblich waren.
Erste Probeausgaben der Mittelbayerischen Zeitung erschienen am 18. und 19. Oktober 1945, die erste reguläre Ausgabe folgte in einer Auflage von 65.000 Stück am 23. Oktober, dem Tag der offiziellen Lizenzerteilung. Als Verlagssitz diente zunächst das Gebäude des ehemaligen NS-Gauverlages Bayreuth, in dem die NS-Gauorgane "Bayerische Ostwacht", bzw. seit 1934 "Bayerische Ostmark" (ab 1942 "Regensburger Kurier") gedruckt worden waren.
Die Mittelbayerische Zeitung zählt seit ihrer Gründung bis heute zu den prägenden überregional wirkenden Zeitungen Bayerns. Mit inzwischen 13 Regionalausgaben und einer Gesamtauflage von rund 130.000 Exemplaren erreicht sie über 350.000 Menschen in Regensburg, der Oberpfalz und dem nördlichen Niederbayern. Der herausgebende Mittelbayerische Verlag, der sich bis heute im Besitz der Familie Esser befindet, steht dabei mit seinen über 500 Mitarbeitern für journalistische Kontinuität und qualitativen Ausbau.
Angaben zum Projekt
Die Digitalisierung der Mittelbayerischen Zeitung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Mittelbayerischer Verlag KG, des Amtes für kulturelles Erbe der Stadt Regensburg, der Staatlichen Bibliothek Regensburg und der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die technische Infrastruktur, die Erstellung der Volltexte und die Bereitstellung der Digitalisate werden durch das Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ) der Bayerischen Staatsbibliothek gewährleistet.